Was in der Luft liegt

Hallo Du,

wie geht es Dir? Nein, das ist keine Smalltalk- oder Einstiegsphrase von mir. Es ist ernst gemeint. Mich interessieren Menschen, schon immer. Mich interessiert, wie es ihnen wirklich, wirklich geht. Was sie zu sagen haben, warum sie vielleicht aufgehört haben, etwas zu sagen, was ihre Augen zum Leuchten bringt… so wie das Herbstlaub, das jetzt langsam zu leuchten anfängt.

 

Ja, es liegt nun seit dieser Woche Herbst in der Luft… hast Du es schon bewusst gesehen, gefühlt? Für mich fühlt sich das, was wir als Luft oder als Nichts bzw. nicht sichtbar bezeichnen oft an, wie ein riesiges Informationsfeld. Derzeit, eigentlich schon eine ganze Zeit, liegt für mich in Bezug, in Beziehung gehen in der Luft, nicht für mich allein, im Grunde für uns alle. In Beziehung gehen bedeutet für mich die Achse Du – Ich, wie weit öffne ich mich dem Außen, freundschaftlich, romantisch, auf Arbeit, auch in der zufälligen Begegnung mit „Fremden“ vielleicht beim Herbstspaziergang. In Beziehung gehen kann ich auch zu mir selbst, wie weit öffne ich mich meinem Inneren.

 

In dieser Woche wurde mir wieder vor Augen geführt, dass wir dankbar sein dürfen, für den Menschen oder die Menschen die zu Dir kommen, auf Dich zu kommen, ob im freundschaftlichen Bereich, in Deiner Partnerschaft, in Arbeitsbeziehungen oder auch einfach auf der Straße, wenn Dich jemand um Hilfe bittet – diese Menschen bringen Dir Vertrauen entgegen, öffnen sich Dir gegenüber – in dem Moment beginnt Verantwortung, oder wie eine Freundin sagte, Menschlichkeit. Wir könnten es ausdehnen, auch Tiere, Umwelt…

 

Wenn ich mir die letzten Jahre und Gespräche mit Menschen so anschaue, dann ging der Trend in Richtung „erstmal auf sich selbst schauen“, sich um sich selbst kümmern“, „nur wenn es dir gut geht, kannst du anderen geben“, „Selbstoptimierung, die beste Version seiner Selbst werden“ – und ich möchte nicht sagen, dass das grundsätzlich falsch ist, je nach Lebenssituation braucht und darf es das seinerzeit. Doch bemerke ich auch, dass das ein Stück weit auch wie so ein Mantra der Gesellschaft inzwischen geworden ist. Ja, die letzten Jahre waren oder sind auch noch vielerorts nicht einfach und Rückzug teilweise notwendig. Und wenn ich jetzt reinfühle, in das, was in der Luft liegt, dann ist dieses „Kümmere dich zuerst um dich“ etwas überstrapaziert. Es ist jetzt die Zeit, wieder die Balance zu finden, auch das Gegenüber wahrzunehmen, nicht nur wenn du gerade verliebt bist und der gesamte Fokus beim Gegenüber ist, sondern auch im Alltag – wir können auch gemeinsam etwas fabrizieren: dass es uns gut geht. In Beziehung gehen bedeutet nicht nur, dass Du etwas gibst, Du bekommst auch sehr viel, geben und bekommen ist ein Kreislauf. Es sind die Menschen, die das Leben lebenswert machen.

 

Vielleicht sollten wir von `was wir alles haben` und `wer wir sind` (berühmt, erfolgreich, schön etc.) wieder etwas mehr hin zu `was wir miteinander haben` (Spaß, Freude, gute Gespräche, Erlebnisse) und `wie wir miteinander in Beziehung sind` verlagern.

Und dann können wir im Miteinander Egos loslassen (oder uns zumindest nicht von ihnen bestimmen lassen), aus dem Herzen heraus leben und mauernde Ängste können sich auflösen. – Wenn Du merkst, „der Andere“ findet Dich richtig gut oder es zumindest überhaupt nicht schlimm mit deinem eigenen Chaos, deinen vermeintlichen Schwachstellen/“Unperfektheiten“, deinen Kopfkinos, deiner Bedürftigkeit, die du zeitweise hast. Könnte uns glaube ich auch ziemlich glücklich machen. Und Du kannst Dich dann auch selber recht gut leiden, weil du nämlich dann so bist, wie du wirklich bist. Vielleicht antwortest du dann sogar wahrheitsgemäß auf die Frage, wie es dir geht – und der andere will es sogar hören!

Lass das ruhig alles raus und lass es einfließen in Deine täglichen Beziehungen. Mit Verantwortung, Respekt und Würde. Und sieh, wie lebendig Du Dich fühlst und die Freude darüber Du zu sein, Dich zu vertreten und auch den Anderen, dein Gegenüber richtig zu sehen und zu erkennen. Und dadurch zusammenwachsen und/oder zusammen wachsen.

Vielleicht nimmst Du Dir für all das wieder mehr Zeit, so, wie es Dir selbst entspricht. Du musst nicht viele Kontakte haben, es können auch wenige sein und es muss auch nicht total lange sein – es kann auch ein kurzer Kontakt sein. Und in dem Moment, sei wirklich in Kontakt: höre zu, sieh dein Gegenüber mit allem, was er gerade mitbringt, schau, was du geben kannst und was er dir bringt, freue dich daran oder lerne dazu und spüre, wie wertvoll diese kleine oder große Begegnung real, am Telefon oder in einer Nachricht ist.    „[…] der bedeutendste Mensch [ist] immer der, der dir gerade gegenübersteht […]“ Meister Eckhart von Hochheim

 

Ich schließe heute mit einem Namasté

 – weil dieser Gruß genau all das ausdrückt, die Beziehung zu Dir selbst und zum Gegenüber und wenn Du willst, nimm es als kleinen Anker, indem Du es Dir selber in Gedanken bei Deinen Begegnungen sagst.

 

 

Jacqueline

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Kommentare: 2
  • #1

    Jana (Montag, 07 Oktober 2024 13:55)

    ♥️
    Vielen Dank für diese treffende Beschreibung und Motivation, mich auf diese Zeitenwende einzulassen.
    Liebe Grüße
    Jana

  • #2

    Jacqueline (Montag, 07 Oktober 2024 14:54)

    Liebe Jana,
    vielen Dank für deinen Kommentar. Es ist so wertvoll, es auch nach außen auszusprechen, in Resonanz zu gehen oder diese zu zeigen. So holen wir es in die Lebenswelt und es macht in dem Moment glücklich. Und dieser Moment setzt die Grundlage für den nächsten Moment, was du dann aus diesem Erleben heraus sagst, fühlst, reagierst, usw.
    Danke. Es bedeutet mir viel. �